7 E-News:
Herzlich willkommen zu den 7 Top-E-News der Kalender-Woche 52. Zum letzten Mal 2024 präsentiere und analysiere ich kurz und knapp die 7 wichtigsten Nachrichten zur E-Mobilität.
Schlagzeilen der Elektromobilitätsnachrichten
Top Nachricht
IPhone-Moment für die deutsche Autoindustrie
Das Jahr in dem die deutschen Autohersteller aufgewacht sind und feststellen mussten, dass ihr Vorsprung durch Technik vorbei ist.
Kontroverseste Nachricht der E-Mobilität
Neue Studie zum Tempolimit vom Umweltbundesamt (UBA) beziffert überraschend hohe CO2-Einsparung
Negativste Nachricht der Elektromobilität
Wo es beim Ausbau der Ultraschnellladeinfrastruktur hakt
Fragezeichen der Woche im Bereich Elektroautos
Drohende CO2-Strafen doch niedriger als gedacht?
Preistipp der Woche für E-Autos
MG mit neuer, besserer Batterie soll nicht teurer sein als der alte
Zahl der Woche zur Ladeinfrastruktur von Elektroautos
154.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland
Im Rahmen der letzten Wochen-News möchte ich mich bei allen bedanken, die jede Woche die Nachrichten schauen und zum Wachstum beigetragen haben. Noch ist das neue Format ein zartes Pflänzchen, so dass ich mich über jeden freue, der es schaut und an andere weiter empfiehlt.
Danke möchte ich auch allen sagen, die gemeinsam gegen die teilweise sehr unsinnigen Kommentare von Anti-E-Auto-Bescheidwissern argumentieren und so ihre Bemerkungen wiederlegen oder relativieren.
Es macht Spaß, gemeinsam mit euch die E-Mobilität weiter voran zu bringen und ich freue mich auf das nächste Jahr mit euch.
Doch nun zur Top-Nachricht. Dem großen Aha-Moment für die deutsche Automobilindustrie, oder wie es Philipp Raasch so treffen formuliert hat der IPhone-Moment.
Diese Woche stammt die Analyse von Philipp Raasch, dem Gründer des Newsletter "Der Autopreneur" der als Brancheninsider über exklusive Einblicke verfügt.
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Wenn wir zurückblicken, wird dieses Jahr wohl als Wendepunkt in die Geschichte eingehen. Das Jahr, in dem die deutsche Autoindustrie eine bittere Wahrheit akzeptieren musste: Der Vorsprung durch Technik ist vorbei.
China zeigt die neue Realität
Nirgendwo wurde der Wandel so sichtbar wie in China. Das Land ist nicht nur der wichtigste Absatzmarkt. China ist auch zum globalen Technologieführer aufgestiegen. Neue Trends, Technologien und Innovationen kommen heute zuerst aus China. Was dort passiert, prägt die gesamte Branche.
Die Zahlen sind eindeutig: Alle deutschen Autobauer haben 2024 zweistellig verloren. Ihr Marktanteil fiel von 25% vor der Pandemie auf heute 15%.
Die Gewinner? Eine neue Generation von Autobauern:
• BYD: 3,9 Millionen Auslieferungen 2024 (Prognose)
• Tesla: 680.000
• Li Auto: 600.000
• Huawei: 500.000
• Zeekr: 230.000
• Xpeng: 180,000
• Xiaomi: 130.000 (im ersten Jahr)
Alle Unternehmen sind keine 30 Jahre alt. Alle wachsen zweistellig - in einem stagnierenden Markt.
Dazu kommt: Viele ihrer wichtigsten Zulieferer sind Tech-Companies - nicht klassische Automobilzulieferer. Das heißt: Die gesamte automobile Wertschöpfungskette verschiebt sich.
Alte Strategien funktionieren nicht mehr
2024 wurde auch klar: Im Alleingang funktioniert die Transformation nicht.
Die VW-Tochter CARIAD entwickelte sich zum tragischen Symbolbild für diese Erkenntnis. Nach 5 Jahren und ca. 12 Mrd. Euro wurde klar: Es klappt nicht.
Interessanterweise waren es weniger technische Probleme, die zum Scheitern führten. Es waren vor allem kulturelle und strukturelle Hürden, die nicht überwunden werden konnten.
Die Konsequenz: Deutsche Autobauer setzen auf Partnerschaften. Bei VW sind es Rivian (USA) und Xpeng (China). Die Partner sollen die eigenen Defizite ausgleichen. Ob diese Strategie aufgeht? Die nächsten Jahre werden es zeigen.
Die Auswirkungen erreichen Deutschland
Die Folgen bekamen wir 2024 hautnah zu spüren: VW kündigt erstmals Werksschließungen an. Ford baut massiv Stellen ab. Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF streichen tausende Jobs.
2024 kam alles zusammen: Hohe Energiekosten, Bürokratie, hohe Arbeitskosten und unzureichende Digitalisierung. All das machte den Standort Deutschland zunehmend unattraktiv.
Gleichzeitig zeigte sich: Die deutschen Produkte kommen in anderen Märkten nicht mehr so gut an wie früher. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden entwickeln sich global immer weiter auseinander.
Die Folge: Entwicklung und Produktion wandern nach China, in die USA oder nach Indien ab. Dort sind die Rahmenbedingungen besser, die Märkte dynamischer. Und: Man ist näher am Endkunden.
Der iPhone-Moment der Autoindustrie
2024 wurde erstmals richtig sichtbar: Was hier passiert, ist keine Evolution. Es ist eine Revolution. Eine komplett neue Produktkategorie entsteht.
Erinnerst du dich an die Zeit vor dem iPhone? Damals gab's auch Handys. Maßgeblich zum telefonieren und SMS schreiben. Dann kam das iPhone - und plötzlich war das Telefon nur noch eine von vielen Apps. Ein völlig neues Produkt war entstanden.
Und genau das passiert gerade mit dem Auto.
Der fatale Fehler, den viele machen: Sie sehen im E-Auto eine Evolution. Das Auto bekommt einen neuen Antrieb. Statt Verbrenner, Elektromotor.
Tesla hatte als erstes verstanden: Das reicht nicht. Software first, Hardware second. China hat diesen Ansatz perfektioniert und industrialisiert.
Der Elektromotor ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs - die Veränderung, die jeder sofort erkennt. Was sich wirklich verändert, geht viel tiefer: Hier entsteht ein komplett neues Produkt. Die Art wie wir es nutzen, wie wir es kaufen, was wir von ihm erwarten. Alles ist anders.
Beim neuen Auto ist das "von A nach B kommen" nur noch eine von vielen Funktionen. So wie das Telefonieren beim iPhone.
Und obwohl es vor unseren Augen stattfindet, können wir es in Deutschland noch nicht so richtig greifen.
Während wir lange über Antriebsarten diskutieren haben, entstand vor unseren Augen ein völlig neues Produkt.
2025: Der Neustart
Der Druck wird weiter zunehmen. In China verschärft sich der Preis- und Innovationskampf. Gleichzeitig kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück.
Besonders kritisch: Die USA waren bisher der Rettungsanker, um die Verluste in China zu kompensieren. Doch mit Trump und seinem neuen “Chief-Efficiency” Elon Musk wird auch das schwieriger.
Was sind also die Good News?
2024 ist die deutsche Autoindustrie endlich aufgewacht. Und unsere Position zwischen den Weltmächten USA und China könnte sich als strategischer Vorteil erweisen. Wir können von beiden lernen, mit beiden kooperieren. Und unsere Produkte auf beiden Märkten verkaufen.
Es ist ein neues Spiel. Mit neuen Regeln. Diese Regeln haben wir 2024 schmerzhaft gelernt. Zeit, dass wir mitspielen.
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Kontroverseste Nachricht
Neue Studie zum Tempolimit vom Umweltbundesamt (UBA) beziffert überraschend hohe CO2-Einsparung
Kein Thema ist so kontrovers wie das zum Tempolimit. Mal gibt es mehr Befürworter, mal mehr Gegner. Im Juli habe ich schon einmal ein ausführliches Video zu diesem Thema gemacht, ich blende es dir hier ein: https://youtu.be/UrCiLy8JnDo
In der heutigen Nachricht geht es um neue Zahlen zur möglichen CO2-Einsparung durch die Reduzierung der Geschwindigkeit.
So sollen laut der Studie des Umweltbundesamtes UBA Bei einer Reduzierung der Geschwindigkeit auf 130 beziehungsweise 120 km/h auf Autobahnen in Verbindung mit Tempo 80 auf Landstraßen Einsparpotenziale von 3,9 und 6,8 Millionen Tonnen CO2 jährlich erreicht werden können. Tempo 100 auf der Autobahn und 80 auf der Landstraße soll sogar 11,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr sparen.
Die deutsche Umwelthilfe, die Gewerkschaft der Polizei und der Sozialverband VdK fordern die amtierende Bundesregierung auf, noch vor den Neuwahlen ein generelles Tempolimit einzuführen, umso kostengünstig und sofort wirksam, das Klima und Menschenleben zu schützen.
Deutschland ist das einzige Industrieland ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen. In den letzten Jahren haben andere europäische Länder, ihre Geschwindigkeitsregelungen zum Schutz von Klima, Umwelt und Menschenleben nachgeschärft. So sanken etwa laut DUH durch die Einführung von Tempo 30, in mehr als 200 französischen Städten die Unfallzahlen um 70 %.
Alleine bis 2030 klaffe im Verkehrsbereich, eine Lücke von mindestens 180 Millionen Tonnen CO2 unterstreicht die die DUH, ein Tempolimit könnte ein Drittel dieser Klimalücke schließen.
Wie realistisch diese Zahlen sind, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen, weil zum Beispiel völlig unklar ist, ob die steigenden Zulassungszahlen von Elektroautos mit berücksichtigt worden sind oder nur die CO2 Emissionen von Autos mit Verbrennungsmotoren, die durch ein Tempolimit reduziert werden würden.
Nach wie vor halte ich ein Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn für überzogen, dies kann der breiten Mehrheit nicht vermittelt werden. Beim Tempolimit sollten wir uns an den Nachbarstaaten orientieren, die überwiegend 130 beziehungsweise 120 km/h als Limit haben.
Wie ist deine Meinung zum Tempolimit? Schreib sie gerne mal in die Kommentare. Ich bin gespannt.
Negativste Nachricht
Wo es beim Ausbau der Ultraschnellladeinfrastruktur hakt
In Kiel baut Aral gerade an einer weiteren Tankstelle Zapfsäulen ab, um sie mit Ultraschnellladestationen zu ersetzen. Hier zeigt sich der Wandel bei den Antriebsarten deutlich. Die beiden Zapfsäulen vor dem Shop werden durch HPCs ersetzt.
Aral gehört mit zu den ambitionierten Ausbauern der Ultraschnellladeinfrastruktur und hat nun in einem Umsetzungsbarometer die aktuellen Hemmnisse beim Ausbau thematisiert.
„Um diese Hindernisse zu überwinden, sind eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört die Einführung einer bundesweit einheitlichen Baugenehmigungsregelung für Trafostationen, die grundsätzlich eine Genehmigungsfreiheit ohne Maßbeschränkungen und Zusatzkriterien beinhaltet“, so Aral pulse. Außerdem sollte der Gesetzgeber schnellstmöglich eine verpflichtende Digitalisierung und Standardisierung der Genehmigungs- und Netzanschlussprozesse bundesweit forcieren.
Dazu zählten unter anderem die Etablierung eines zentralen Online-Portals für Netzanschlussanträge und die Harmonisierung der technischen Anschlussbedingungen.
Weiterhin sollte die Einführung gesetzlich verbindlicher Zeitpläne für die Bearbeitung von Genehmigungen und Netzanschlüssen priorisiert werden, wodurch Verzögerungen minimiert und die Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen erhöht würden. Ein weiteres zentrales Anliegen sei der gesetzlich verpflichtende vorausschauende Ausbau des Stromnetzes, insbesondere im Hochspannungsbereich, um den zukünftigen Anforderungen der Elektromobilität gerecht zu werden.
„Das Umsetzungsbarometer zeigt klar auf, dass ohne rasches und entschlossenes Handeln der Ausbau der Ladeinfrastruktur und somit der Erfolg der Elektromobilität in Deutschland ernsthaft gefährdet ist“, erklärt Aral pulse. „Die politischen Entscheidungsträger sind daher aufgefordert, die vorgeschlagenen Maßnahmen umgehend umzusetzen, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen und Deutschland eine Rolle als Vorreiter in der Elektromobilität zu sichern. Nur durch gemeinsames und entschlossenes Handeln kann die notwendige Grundlage für eine nachhaltige und zukunftsfähige Mobilitätswende geschaffen werden.“
Fragezeichen der Woche
Drohende CO2-Strafen niedriger als gedacht?
Die Debatte über eine der zentralen EU-Klimavorschriften wird laut der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) durch falsche Behauptungen über hohe Geldstrafen verzerrt.
Im Europäischen Parlament kursiert demnach eine Analyse, nach der die Automobilhersteller 15 Milliarden Euro Strafe zahlen müssen, wenn sie die strengen CO2-Ziele der EU für 2025 nicht erreichen. Diese Analyse sei jedoch fehlerhaft, da sie die Sanktionen für das kommende Jahr auf der Grundlage der ersten Hälfte der Autoverkäufe von 2024 schätze, so T&E.
„Die Verwendung von Verkaufsdaten aus dem Jahr 2024 zur Berechnung der Strafe für 2025 ist vergleichbar mit der Beurteilung der Leistung eines Sportlers bei einer Meisterschaft auf der Grundlage seiner Trainingseinheiten im Vorjahr“, meint T&E. „Der Sportler hebt sich seine beste Leistung für das eigentliche Ereignis auf, genauso wie die Automobilhersteller ihre Absatz- und Compliance-Maßnahmen strategisch auf die Einhaltung gesetzlicher Fristen abstimmen.“
Die Autohersteller haben also genügend Möglichkeiten, die Ziele 2025 zu erreichen, da sie sich schon seit 2017 darauf vorbereiten konnten.
Preistipp der Woche
MG mit neuer Batterie soll nicht teurer sein als alte
MG plant 2025 ein Auto mit einer Semi-Solid-State-Batterie auf den Markt zu bringen.
Der neue Hochvoltakku verspricht Verbesserungen bei der Energiedichte, Reichweite, Ladegeschwindigkeit und thermischer Stabilität im Vergleich zu den heute üblichen Lithium-Ionen-Batterien.
Trotz der technischen Fortschritte soll das Auto nicht teurer sein.
Weitere Details zu den technischen Daten oder in welchem MG-Modell die neue Batterie eingebaut wird, gibt es noch nicht.
Zahl der Woche
154.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland
Allein in den letzten drei Monaten wurden 8.200 neue Ladepunkte gebaut. Das sind fast halb so viele wie es Tankstellen in Deutschland gibt. Davon haben wir 14.452 inklusive der 359 Autobahntankstellen.
Insgesamt wurden 2024 9.324 neue DC-Lader und 19.000 AC-Lader neu gebaut. Der Zuwachs bei den Schnellladern betrug 39%, am häufigsten wurden HPC mit mehr als 299kW Ladeleistung installiert.
Schaut man sich die E-Autos an, die aktuell in China auf die Straße kommen und Ladeleistung jenseits von 500kW haben, sind selbst die 400kW-Lader die immer öfter installiert werden nicht mehr ausreichend dimensioniert um das volle Potenzial ausschöpfen zu können.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der Ausbau mit großen Schritten weiter vorangeht und immer mehr Lücken geschlossen werden.
Das waren die letzten News für dieses Jahr.
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und freue mich darauf, euch nächstes Jahr wieder zu sehen.
Bis dann. Dein Dirk Henningsen
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