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7. Tag Nordkapptour mit dem BMW i3 von Alta nach Skarsvag

Die Entscheidungsetappe zum Nordkapp, eine Ladestation eines Vorreiters, die unsere Reise so überhaupt erst möglich macht und ein elektroautofreundlicher Campingplatz der auch noch der nördlichste Europas ist

Nach einer Nacht in unseren komfortablen Hotelbetten aßen wir unser Frühstück im großen Veranstaltungsaal des Hotels in Begleitung einer englischen Reisegruppe, die wohl unter anderem für die Verlegung des Frühstücks vom Restaurant in den Saal verantwortlich war.

Das Frühstück war reichhaltig und gut, auch wenn den Engländern der Porridge fehlte, die Atmosphäre eher provisorisch, sie erinnerte mich mehr an eine Kantine.

Beim Auschecken konnte ich es mir nicht verkneifen, nachzufragen, ab wann denn die Ladestationen kostenpflichtig geworden seien und der Dame an der Rezeption zu sagen, dass sie die wohl teuerste Ladestation Norwegens betreiben würden, insbesondere wenn man nicht die maximal möglichen 88 kWh laden würde, die bei der Parkdauer von 4 Stunden und der Ladeleistung der Station von 22 kW möglich wären.

Sie sagte, dass die Gebühr eingeführt wurde, weil viele dort einfach geparkt und geladen hätten, warum diese dann auch für Hotelgäste, die wirklich laden müssen, berechnet wird, konnte sie nicht erklären.

Ich verabschiedete mich und merkte dabei, dass die Ladung gar nicht auf meiner Hotelrechnung auftauchte, so wie es mit der Kollegin im Vorabend vereinbart worden war.

Ich bin gespannt, ob sie dann noch von der Kreditkarte abgebucht wird, oder doch vergessen worden ist, so dass wir dann kostenlos geladen hätten.

Egal, unsere Entscheidung stand fest, ein zweites Mal würden wir in Alta am Scandic-Hotel nicht laden, sondern 70 Kilometer weiter fahren und es auf dem Campingplatz machen.

Wir fuhren aus Alta heraus und schon kurze Zeit später kletterte die Straße steil zum Fjell empor.​

Die grünen Bäume wurden immer kahler, das eben erst außer Betrieb genommene Skigebiet passierten wir zügig, bis wir auf immer mehr Schnee gestoßen sind.​​

Die nächsten 70 Kilometer fuhren wir durch die Hochebene, die immer wieder von kleinen Sommerhaus-Siedlungen durchbrochen wurden.

​Unser Ziel war Skaidi, eine kleine Siedlung an der Kreuzung dreier Täler auf dem Fjell. Dort hatte das Hotel Skaidi schon vor 2 Jahren 2 Typ-2-Lader und eine Tesla Destinaging-Chargering-Box aufgestellt.

Diese Ladestation hatte es schon vielen Tesla-Fahrern vor uns ermöglicht, das Nordkapp zu erreichen.​

Sie überbrückt die letzten gut 100 Kilometer bis Honningsvag wo es einen weitere Ladestation an einem Scandic-Hotel gibt.​​

Wenn wir nach dem Ladelogbuch von Goingelectric gehen, sind wir der erste BMW i3 gewesen, der dort geladen hat.

Unsere Spuren in den Ladelogbüchern zeigen, dass man keinen Tesla braucht, um Fernreisetouren zu machen. Natürlich ist man mit einem Tesla aufgrund der größeren Reichweite flexibler, aber, gerade bei den neuen Modellen, die Typ-2 genauso schnell laden können wie unser BMW i3, nicht unbedingt schneller.

Denn wenn unser i3 nach 2,5 Stunden zu 80% voll ist, braucht der Tesla mit einer gut doppelt so großen Batterie 5,5 Stunden dazu.

Auch wird das Laden an der Schukosteckdose über Nacht fast unmöglich, weil der Tesla dafür 24 Stunden braucht.

Einen richtigen Vorteil bezüglich der Reisegeschwindigkeit bietet der Tesla nur bei der Nutzung der Supercharger, selbst bei den Triplechargern mit Chademo lädt er nur mit 50 kW wie der i3.

Das nur am Rande und nur als Ermunterung für euch, auch mit anderen E-Autos, weite Reisen zu unternehmen.

Die Erkenntnis die ich auf dieser Reise gewonnen habe ist, man braucht sogar gar keine öffentlichen Ladestationen, wenn man bereit ist, sein Reisetempo anzupassen.

Denn wenn wir z.B. nur rund 200 Kilometer pro Tag von Campingplatz zu Campingplatz fahren würden, könnten wir dort immer Laden und bräuchten keine öffentliche Ladestation.

Es ist also einfach, die Lücke in der Ladeinfrastruktur mit einer Übernachtladung an der Haushaltssteckdose oder im besten Fall an einer Kraftstromsteckdose, zu überbrücken.

Kommen wir zu unserer Tour zum Nordkapp von Skaidi nach Kirkeporten zurück.

Nach dem wir in Skaidi auf 97% geladen hatten fuhren wir, erfrischt von unserem Spaziergang im Ort, los.​

Die Straße führte gut 30 Kilometer über eine mit viel Schnee bedeckte Hochebene, erst als es wieder einige Hundert Meter zum Fjord herunter ging, schwand der Schnee langsam.​

Doch so hoch im Norden findet man auch im Sommer in geschützten Lagen noch auf Meereshöhe Schnee, dafür aber kaum noch Bäume.

​Die Überfahrt auf die Nordkapp-Insel führt durch einen rund 7 Kilometer langen Tunnel, der es in sich hat. Bei 10% Gefälle führt er erst 3,5 Kilometer nach unten, dann geht es die restlichen 3,5 Kilometer schnurgerade steil bergauf.

Wir waren kaum in den Tunnel gefahren, da kamen uns zwei völlig erschöpfte Radfahrer entgegen, die sich gerade die fast 4 Kilometer die Steigung herauf gequält hatten.

War ich froh, das ich in einem Elektroauto saß, dass während der Abfahrt fröhlich Energie in den Akku lud und die Steigung auf der anderen Seite mühelos hoch fuhr.

Auf der Nordkappinsel sahen wir immer mehr Rentiere, viele auch mit braunen oder auch ganz weißen Kälbern, die seelenruhig neben der Straße weideten oder sie in ihrer unnachahmlichen, schlaksigen Gangart überquerten.


Zum Glück sind sie nicht so schreckhaft wie unser Dammwild in Deutschland, sonst hätten wir einige Dutzend Male anhalten und uns an den Rentieren vorbeitasten müssen.


Am frühen Nachmittag kamen wir dann am nördlichsten Campingplatz (ich vermute von Festland-Europa, denn diese Info stand nicht auf dem Schild) an.

Unser Auto konnten wir an einer von 4 Außensteckdosen laden. Zur Sicherheit reduzierte ich die Ladeleistung des Juice Boosters 2 auf 8 Ampere, obwohl 13 mögliche angezeigt wurden.


Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass die Ladung abbricht und überschlug, dass trotz der Fahrt zum Nordkapp am Abend, der Akku am nächsten Morgen voll sein müsste.

​Wir wollten so ab 20 Uhr zum Nordkapp fahren, weil wir uns ausrechneten, dass es dann leerer sein müsste und wir vielleicht sogar den BMW i3 vor der Weltkugel am Nordkapp, dem Fotomotiv des Nordkapps, fotografieren könnten, obwohl dies eigentlich nur für Fußgänger erreichbar ist.

Die Wartezeit nutzte ich zum Schreiben der Blogbeiträge der vergangenen Tage.

Dann endlich, gegen 20 Uhr, brachen wir auf. Dick eingepackt, weil ein scharfer kalter Wind bei 5 Grad wehte, setzten wir uns in den i3 und fuhren die letzten 14 Kilometer.

Es war irgendwie unwirklich. Die Straße führte über eine völlig kahle Hochebene, die mit für die Jahreszeit erstaunlich viel Schnee bedeckt war.

Erst tauchte eine Radarstation auf, dann führte die Straße schnurgerade mit einem fortwährenden auf und ab auf das Ende der Landzunge zu.

Als wir die letzte Steigung nahmen, traute ich meinen Augen nicht. Ich sah ein Meer von Wohnmobilen und anderen Autos, die auf dem Parkplatz vor dem Nordkapp standen. Es müssen Hunderte gewesen sein.

Zusätzlich sahen wir überall die Fahrzeuge der Baltic Sea Circle Rallye, die für einen guten Zweck in 14 Tagen und mindestens 20 Jahre alten Fahrzeugen von Hamburg zum Nordkapp und über Russland und die baltischen Staaten hinab nach Hamburg in 14 Tagen fuhren.​

Vor meinem geistigen Auge stellte ich mir schon vor, wie wir Nummern vor der Weltkugel ziehen würden, dem Fotomotiv des Nordkapps.


Wir kamen zur Kasse und die Dame rechnete uns gerade vor, wie viele Hundert Kronen, der Eintritt kosten sollte, als ich sie kurz unterbrach, und fragte, wie viel denn Elektroautos zahlen müssten.

Sie kam kurz ins Stocken und fragte dann, ob wir ein vollelektrisches Fahrzeug hätten, als wir das bejahten, meinte sie, ja dann ist der Eintritt frei. Sie gab uns das Parkticket und winkte uns durch​

Auf die Frage, ob ich den BMW i3 vielleicht vor der Weltkugel fotografieren könnte, machte sie uns wenig Hoffnung, weil diesen Wunsch schon einige Hundert Teilnehmer der Baltic Sea Circle Rallye geäußert hätten. Aber ich könnte bei der Rezeption des Nordkapp-Besucherzentrums mal fragen ob es nicht doch möglich sei.

Wir suchten uns einen Parkplatz und fanden eine schmale Lücke zwischen zwei Wohnmobilen, die sich mit Blick auf die Mitternachtssonne, die leider noch hinter den Wolken war, positioniert hatten.

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre unsere Reise am Nordkapp zu einem jähen Ende gekommen.​

Ein Blick zur Weltkugel herüber, zeigte uns, dass relativ wenig dort los war und wir gingen zielsicher direkt zu unserem Fototermin.

Wir mussten nur ganz kurz warten und haben dann ausgiebig Fotos von uns machen (lassen) können.​

Wie sich später herausstellte hatten wir wahnsinniges Glück.

Keine 15 Minuten später kamen massenweise neue Touristen mit 5 Reisbussen an und plötzlich quetschen sich Menschenmassen unter der Weltkugel. Was hatten wir für ein Glück gehabt.

Das Gespräch mit der Rezeptionistin war nicht sehr ergiebig. Das einzige was sie mir anbieten konnte, dass ich außerhalb der Öffnungszeiten, also nach 1 Uhr nachts bis spätestens 5 Uhr morgens zusammen mit den Teilnehmern der Rallye den BMW i3 vor der Weltkugel fotografieren könnte.

Das war mir das Foto vom i3 an dieser Stelle nicht wert und so positionierten wir ihn auf dem Parkplatz so, dass auch er sein Nordkapp-Foto bekommen konnte.

​Nach genau 2.909,3 Kilometer, hatten wir das Nordkapp erreicht.

Danach ging es dann wieder zurück zum Campingplatz und wir feierten in Ruhe, dass wir das erste, wichtige Etappenziel bereits erreicht hatten.

Währenddessen lud der BMW i3 über die mobile Ladebox an der Außensteckdose des Campingplatzgebäudes und machte es, zu der wohl nördlichsten Ladestation Europas...

Der Schukoadapter (schwarz) und der CEE 16 Ampere blau (Campingstecker) für den Juice Booster 2

Der angeschraubte Schukoadapter am Juice Booster 2 und dem Typ-2-Stecker fürs Fahrzeug


Die mobile Ladestation Juice Booster 2 verbindet die normale "Haushaltssteckdose" mit dem BMW i3 und macht so auch dort das Laden möglich.

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