Alpentour mit dem Tesla Model S Tag 2 von Backnang nach Partenen

Warum man auch mit einem Tesla Model S "Reichweitensorgen" hat und wie wir im versteckten Elektroautoparadies in den Bergen landen

Wenn ich von unserem Touren mit unseren Elektroautos gegenüber anderen Elektrouatofahrern berichte, ernte ich bei Fahrten mit dem BMW i3 Anerkennung und Bewunderung, spreche ich von den Fahrten mit dem Tesla Model S sind die Reaktionen viel verhaltener.

Denn unter Elektroautofahrern ist Tesla das Maß aller Dinge und einem Model S wird alles zugetraut und der Fahrer in eine Elektroauto-Vollkasko-Schublade gesteckt.

Dabei ist Tesla bei weitem nicht so gut und weit wie viele denken und hat man auch als Tesla Fahrer die typischen Sorgen und Nöten eines Elektroautofahrers. Allerdings, sind sie weit harmloser und seltener, weil Tesla als einziger Autobauer die Wichtigkeit des Ladenetzwerks erkannt hat und das Laden von firmeneigenen Elektroautos leichter macht als das Betanken eines Verbrenners.

Nichts desto trotz plagen uns am Morgen des zweiten Tages "Reichweitensorgen" bei unserem Model S

Denn unser Hotel in Backnang kann uns noch nicht einmal eine normale Haushaltssteckdose in der Tiefgarage anbieten, so dass wir mit unseren noch verfügbaren 32% Akkustand (SOC) nicht mehr zu unserem Wunsch-Supercharger nach Ulm kommen. Es sei denn wir wollen gleich am zweiten Tag eine Zitterpartie machen und mit 80 Kilometer pro Stunde über die Autobahn schleichen.

Ein Blick in meine iOS-App zeigt mir, dass es neben dem Supercharger in Ulm (unten rechts) auch noch einen in Stuttgart (Stern) gibt.

Von unserem Ort aus (blauer Kreis) ist das ein Umweg und zusätzlich führt dieser auch noch durch den morgendlichen Berufsverkehr.

Was der Tesla Tripplaner vorschlägt können wir erst kurz nach Fahrtantritt herausfinden, denn in der Tiefgarage hat das Navi keinen Empfang, weil es mit einer SIM-Karte eines Netzanbieters operiert, der doch die eine oder andere Lücke beim Datenempfang hat...

Ich denke die Karte zeigt es deutlich. Nur mit der Nutzung von Teslas eigenen Superchargern kommen wir hier nicht weiter.

Die Alternative, die sogenannten Destinationcharger, sind langsame Lader, vergleichbar mit Wallboxen, die z.B. bei Hotels Teslas über Nacht aufladen.

Doch da unser Hotel so etwas nicht anbietet, kommt das für uns nicht in Betracht.

Natürlich könnten wir auch an einem anderen Hotel fragen, aber die Ladung würde zu lange dauern, vermutlich müssten wir 1 - 2 Stunden laden, um die 50 Kilometer Reichweite die uns fehlen, noch zu bekommen.

Also entschließen wir uns nach Chademo-Ladesäulen zu suchen, die uns immerhin noch die halbe Spitzenladeleistung eines Tesla-Superchargers bieten.

Praktischerweise ist der nächste Chademo-Lader nur 24 Kilometer entfernt und zudem noch bei Lidl.

So können wir das Laden mit einem Einkauf verbinden und die 20 Minuten gehen wie im Flug vorbei.

Wir bekommen 60 Kilometer zusätzliche Reichweite, genug bis zum nächsten Supercharger.

In Ulm kommen wir mit 14% SOC an und ich verlängere die Ladepause auf 52 Minuten, da ich eine Telefonkonferenz habe und der Handyempfang am Supercharger sehr gut ist, ganz im Gegenteil zu der Strecke kurz davor und danach.

Trotzdem brechen wir dann schon bei 90% auf, die Ladegeschwindigkeit nimmt beim Tesla mit dem Füllgrad des Akkus einfach zu stark ab, so laden wir bei 89% nur noch mit 24 kW und nicht so wie in der Spitze mit 94 kW an dem gut besuchten Supercharger.

Die nächste Pinkelpause verbringen wir am Supercharger Aichstetten, 13 Minuten in denen wir 60,7 Kilometer nachladen, also nur 7 Minuten schneller als bei Lidl, der Akkustand von 66% bei der Ankunft und 82% bei der Abfahrt lässt mit der Ladestrategie von Tesla einfach keine schnelle Ladung mehr zu.

​Am frühen Nachmittag kommen wir dann in Partenen im Montafon in Österreich an, das geschätzte 464 Einwohner aber 3 Ladesäulen hat.

Grund hierfür ist die lange Tradition der Energiegewinnung durch Wasserkraft, die dem Tal seinen Wohlstand gebracht hat und heute dafür sorgt, dass der Energieversorger die üppig vorhandene elektrische Energie in Form von Ladesäulen zur Verfügung stellt.

Eine Ladesäule ist dabei vor dem Energiemuseum, keine 50 Meter entfernt von unserem Hotel, die beiden anderen sind an der Seilbahn. Alle Säulen sind Typ-2 mit 22 kW Ladeleistung.

Da unser Tesla nur 11 kW Wechselstrom laden kann, können wir noch nicht mal die gesamte Leistung ausnutzen, weil für uns aber die Zeit keine Rolle spielt fahre ich das Model S für 3:45 Stunden zum Laden an die Säule bei der Seilbahn und hole ihn dann mit 91% SOC wieder ab.

Ich habe bewusst das Ladelimit auf 90% gestellt, weil Tesla dies für tägliche Touren empfiehlt. Lädt man auf 100%, sollte man dann auch gleich los fahren, weil der hohe Füllgrad sonst den Akku bei Tesla unnötig belastet.

(Beim BWM i3 ist das alles kein Problem. Da bin nicht ich das BMS (Batterie-Management-System) sondern der i3 macht das alleine...

Aber offensichtlich ist der Akku von Tesla empfindlicher als der von BMW und dann versuche ich ihn natürlich auch so zu pflegen, dass er lange hält. Das das zu einer deutlich geringeren Reichweite führt, als Tesla auf dem Papier angibt ist ein anderes Thema, das ich noch mal in einem separaten Beitrag beleuchten werde.

Die Ladeweile nutzen wir für eine Fahrt mit der Seilbahn auf dem Berg, wo wir den letzten Sommertag in diesem Jahr bei schönstem Wetter verbringen, bevor wir mit der letzten Seilbahn wieder ins Tal herunter schweben.

Dieser kleine Ausflug zeigt den Vorteil eines Elektroautos, dass wenn die Ladestationen mit der richtigen Geschwindigkeit am passenden Ort sind.

Zeiten, in denen das Auto "nutzlos" herumsteht, werden zum Laden genutzt und es ist keine zusätzliche Zeit mehr fürs Tanken erforderlich.

Deswegen ist es sehr wichtig beim Ausbau der Ladeinfrastruktur darauf zu achten, dass die richtigen Säulen am passenden Ort stehen.

Denn hätte jetzt z.B. an der Seilbahn ein Schnelllader gestanden, hätte ich nach ca. 1 Stunde das Auto abhängen müssen, um die Säule für weitere Fahrzeuge frei zu machen. Da die Säule jedoch 4 - 5 Stunden für die Vollladung bei meiner Akkugröße gebraucht hätte, wäre dies genau die richtige Zeit gewesen, um eine ausgiebige Wanderung machen zu können.

Der Lader bei Lidl mit 50 kW Ladeleistung war genau richtig, weil wir so innerhalb eines Einkaufs von 20 Minuten 60 Kilometer Reichweite hinzuladen konnten, eine Strecke, die die wenigsten Kunden von Lidl wirklich dorthin gefahren sein werden aber den einen oder anderen Kunden in den Laden lockt, der gerne kostenlos laden möchte.

Den Abend ließen wir bei einem guten Essen im Partener Hof ausklingen, wo wir auch eine angenehme Nacht verbrachten.

Der nächste Tag sollte ein ganz spannender werden, denn vor uns lagen 3 Pässe mit bis zu 2.500 Meter Höhe und somit unzählige Kurven, Kehren und Steigungen, an denen das Model S seine Kraft richtig ausspielen und den einen oder anderen Motoradfahrer hinter sich lassen konnte.

Warst du schon mal mit deinem Elektroauto in den Bergen? Dann berichte doch kurz darüber in einem Kommentar zu diesem Artikel. Ich freue mich darüber.


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